Thu. Mar 28th, 2024

Alaa Alkhatib

علاء الخطيب

Social Media, ein Indikator für politische Trends in Österreich


Alaa Aldin Alkhatib

15/09/2019

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FB kann nicht ausreichen, um die wirklichen Trends der öffentlichen Meinung und die Popularität von PolitikerInnen einschätzen zu können, gibt aber dennoch wichtige Hinweise auf die Reaktionen von Facebook-NutzerInnen.
Dieser Bericht präsentiert einige Zahlen zu den Reaktionen von FB-AnhängerInnen auf die Seitenprofile einiger PolitikerInnen in Österreich. Der Bericht basiert auf Daten von FB-Seiten zwischen dem 1. Januar und dem 10. August dieses Jahres. Das Ziel ist, zu sehen, wie eine unbekannte Stichprobe von Österreicher*innen mit Politiker*innen interagierte und wie sie auf große Ereignisse nach dem „Ibiza-Skandal“ (17. Mai), dem „Strache-Rücktritt“ (18. Mai), den Rücktritten anderer FPÖ-Minister*innen (20. Mai) und der Misstrauensabstimmung im Parlament (27. Mai) reagierte.
FB-Seiten von sechs Politiker*innen wurden ausgewählt, um sich anzuschauen, wie Nutzer*innen auf deren FB-Profile reagieren: Sebastian Kurz, Pamela Rendi-Wagner, Norbert Hofer, Heinz-Christian Strache, Herbert Kickl und Alexander van der Bellen. Die Daten wurden von den FB-Seiten kopiert, analysiert und kategorisiert.

Die allgemeinen Trends der Interaktionen durch Klicken auf “Gefällt mir”

Die folgenden Grafiken zeigen die allgemeinen Trends von Personen, die innerhalb des Studienzeitraums mit dem Klicken auf “Gefällt mir” interagiert haben.

Die blauen Linien zeigen die Anzahl der Likes aller Posts auf jeder FB-Seite, die roten Linien den Trend der Likes.

 FB-BesucherInnen waren im Mai nach dem ‚Ibiza-Skandal‘ aktiver, jede der UnterstützerInnen-Gruppen versuchte mit einem/einer der PolitikerInnen zu interagieren. Unabhängig von der Gesamtzahl zeichnet sich bei Van der Bellen, Rendi-Wagner und Hofer seit Juli nur ein langsamer Anstieg an Interaktionen ab, doch wird dieser Trend bis zu den Nationalratswahlen anhalten?

Interaktionen durch Teilen der Beiträge von den angegebenen FB-Seiten

Einen FB-Beitrag öffentlich zu teilen, bedeutet im Allgemeinen, dass die Idee des Beitrags und der/die VerfasserIn des Beitrags nachdrücklich unterstützt werden. Wenn wir die Shares analysieren, können wir daher besser vergleichen, wie groß die Unterstützung ist.

 

Shares während der 14 Tage des Studienzeitraums im Durchschnitt

 

Die FB-Seite von Kurz hatte zwischen dem 12. und 26. Januar die meisten Shares im Durchschnitt, jedoch hatte Straches Seite insgesamt die höchste Anzahl an Shares im Untersuchungszeitraum. Die Anzahl der Shares auf Rendi-Wagners FB-Seite war zwar geringer, dafür aber stabiler. Die Shares auf den Seiten von Hofer und Kickl nahmen nach dem 17. Mai deutlich zu.

Die Top-3-Posts jedes/jeder einzelnen Politikers/Politikerin nach “Likes”

Die folgenden Abbildungen zeigen die Top-3-Posts jedes/jeder einzelnen Politikers/Politikerin nach “Likes” und die Überschriften der Top-Posts.

 

 Die meisten Inhalte der drei beliebtesten Posts sind emotional. Interessant ist, dass die drei beliebtesten Posts auf Rendi Wagners-Seite weniger emotional sind als die Posts der anderen.

 

Durchschnittliche Interaktion der FB-Seiten
Die vorherigen Grafiken reichen nicht aus, um die FB-Seiten zu vergleichen, da die Interaktionen sehr unterschiedlich sind. Daher zeigt die folgende Grafik die durchschnittliche Anzahl von Likes, Shares und Kommentaren für jede FB-Seite während des Untersuchungszeitraums. Die FP-Seite von Strache hatte die meisten Interaktionen durch FB-NutzerInnen, gefolgt von Kurz und van der Bellens Seite.

 

Die FB-Seite von Kurz weist die höchste Anzahl von Likes auf (etwa 800000 Likes), während die FB-Seite von Strache wesentlich stärkere Interaktionen als andere Seiten aufweist. Er hat die höchste Anzahl an Posts (652), die höchste Anzahl an Likes (mehr als fast zwei Millionen), die höchste Anzahl an Kommentaren (ca. 338.000), die höchste Anzahl an Shares (mehr als 306.000).

Anzahl häufig verwendeter Wörter pro 100 Posts in den von FB angezeigten Überschriften

FB zeigt nicht den gesamten Beitrag, wenn er zu lang ist, daher ist es interessant, die die Wörter zu zählen, die von FB angezeigt werden. Da die Anzahl der Beiträge von Seite zu Seite sehr unterschiedlich ist, wurden die Wörter gezählt und dann durch die Gesamtzahl der Beiträge geteilt und danach mit 100 multipliziert.

 

Die rot gefärbten Zahlen zeigen das am häufigsten verwendeten Wort für jede FB-Seite an. Die grün hinterlegten Zahlen sind die, die auf allen FB-Seiten am häufigsten verwendet werden. Zum Beispiel sind die Wörter “Familie, Kind, Frau, Männer, jung, alt” die am häufigsten wiederholten Wörter auf den Seiten von Rendi-Wagner, Strache und Van Der Bellen. Rendi-Wagners Seite wiederholt die vorherigen Wörter und die Wörter “Pension, krank, arbeitslos, arm” mehr als alle anderen Politiker. Strache Seite wiederholt die WörterMuslim, Islam” und “Sicherungmehr als alle anderen Politiker. Das Wort „Arbeit“ kommt auf den Seiten von Kurz und Hofer am häufigsten vor. Auf der Kurz-Seite wird das Wort „Steuer“ oft verwendet. Die Wörter “Asyl, Flucht, Einwanderung” werden auf den Seiten von Kickl am häufigsten verwendet und von Rendi-Wagner und Van der Bellen weniger verwendet.

Wer ist aktiver auf FB?

Es gibt keine detaillierten Studien zu den Interaktionen in den sozialen Medien in Österreich. Laut einer Studie des Pew Research Center aus dem Jahr 2014 “Politische Polarisierung und Mediengewohnheiten” in den USA sehen 47% der konsistenten Konservativen mehr Facebook-Posts, 67% von ihnen schenken den politischen Ämtern die meiste Aufmerksamkeit, 49% folgen politischen Parteien, KandidatInnen und gewählten Amtsträgern, und 31% blockieren andere, höchstwahrscheinlich aufgrund politischer Inhalte. Im Vergleich zu 32% der konsistenten Liberalen sehen 60% der Befragten die meisten Facebook-Posts, 42% folgen politischen Parteien, KandidatInnen und gewählten AmtsträgerInnen und 44% der Befragten blockieren  andere, mit größter Wahrscheinlichkeit aufgrund politischer Inhalte.
Diese Zahlen mögen in Österreich und Westeuropa nicht identisch sein, aber sie sind dazu nicht so weit auseinanderliegend, da die Politik und die sozialen Medien relativ eng miteinander verbunden sind.

 

Fazit

Die Daten geben keinen endgültigen Rückschluss auf die Popularität von PolitikerInnen in Österreich, können jedoch darauf hinweisen, dass die österreichischen FB-NutzerInnen zwischen den drei größten politischen Parteien polarisiert sind, wobei die FB-Seiten von Strache und Kurz nach wie vor die höchste Anzahl an BesucherInnen aufweisen. Gleichzeitig unterstreicht die relativ hohe Anzahl der Interaktionen auf der FB-Seite von Van der Bellen, als Präsidenten aller ÖsterreicherInnen, dass die Hauptfrage noch offen ist: Welche Partei und welcher PolitikerInnen haben die richtige Vision von der Zukunft Österreichs?

 

 

 

 

 

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PoliticalPolarizationandMediaHabitsFINALREPORT-  Pew Research Center

https://www.pewresearch.org/wp-content/uploads/sites/8/2014/10/Political-Polarization-and-Media-Habits-FINAL-REPORT-7-27-15.pdf